Vorschau auf das Bayreuth-Bamberg Derby: So funktioniert das Spiel von Bamberg

12 04 2013

Aus diversen Gründen gibt es zu diesem Spiel diesmal keinen Blogeintrag, der von mir geschrieben wurde. Aber es wurde Ersatz gefunden und daher gibt es zum Derby einen Gastbeitrag mit viel Analyse wie Bamberg so spielt 🙂

Das Bamberger Spiel

1. Offense:

I. Stagger / Hand-off-Zyklen:

Grob beschrieben:

Hier mal als Beispiel zu sehen wie man sowas ansatzweise spielen kann:

  •  Viel Bewegung abseits des Balles und wenig Dribbling
  • Abseits des Balles curlt Casey Jacobsen meist um staggered Screens, bekommt den Ball entweder draußen zum Dreier oder kann auf den Roller (zum Korb: Ogilvy, Neumann, u.U. Ford) bzw. Popper (zur Dreierlinie: Nachbar, Ford) ablegen. Starker Assistwert von 3,0 = zweitstärkster unter allen SFs.
  • Sofern Jacobsen nicht zum Korb kommt bzw. auch nicht ablegen kann, kommt der Pass raus oben auf einen Bigman, der einen Hand-off zu Gavel (das zuvor ebenfalls durch einen Block vorbereitet sein kann) ausführt. Der Bigman (gemeint in diesem Fall 5er oder 4er), der das Handoff ausführt, wird in dem Moment zum Block, wodurch Gavel entweder schießen oder direkt zum Korb schneiden kann oder wiederum zum abrollenden Bigman abgeben kann.
  • Diese Stagger-Hand-off-Zyklen können auch mit anderen Spielern ausgeführt werden, die genannten sind aber in meinen Augen die prägendsten Figuren dieses Systems.

Schwierigkeiten:

Bamberg spielt mit extrem schussstarken Spielern. Sie haben die beste Dreierquote der kompletten BBL (39,6%) und abgesehen von Neumann und Ogilvy, die nicht aus der Dreierdistanz werfen, ausschließlich Spieler, die in der BBL auf über 30% Dreierquote kommen. Gavel (46%), Nachbar, Ford (beide 36%) sowie Casey Jacobsen (39%) sind die herausragendsten Schützen. Gerade bei der Penetration bzw. beim Helfen gegen die Blöcke ergeben sich öfter mal Räume für die großen Spieler. Man muss gegen die Blöcke gut arbeiten und gegen Penetration gut rotieren. Sofern man Penetration zulässt, muss man gegen Bamberg manchmal riskieren, mit der schnellen Hilfe zu „warten“, denn wenn man sofort mit dem Bigman oben hilft, muss wiederum ein kleinerer Spieler „Help the Helper“ unten spielen, wodurch es für die Schützen wiederum Räume gibt.
Wo wir beim nächsten Punkt wären…

II. Klassisches Pick & Roll mit Gavel und Renfroe

Renfroe hat ein sehr gutes Auge für den Mitspieler. Gegen Ulm standen ihm 8 Assists bei nur einem Turnover zu Buche. Aktuell steht er nun bei 4,5 Assists bei nur 1,2 Turnovern pro Spiel. Damit gehört er diesbezüglich aktuell zur Ligaspitze, was die Assists/Turnover-Ratio betrifft. Er liest das Pick & Roll sehr gut und ist auch stark im Transition Pick & Roll. Hier muss man eben sehen, ob man oben gleich hilft und dann abseits des Balles rotiert, oder ob der Helfer etwas runtersinkt und nicht unbedingt eine zweite Helpside nötig ist für den abrollenden großen Spieler. Gelingt dies, nimmt man dadurch natürlich ein wenig Räume für Schützen weg. Es ist allerdings auch riskant, da Renfroe auch recht wendig ist und den Floater treffen kann.
Bei Gavel wird das Pick & Roll sowohl Ausstieg als auch als Teil (siehe Handoff) im Set Play gespielt. Er ist sehr gefährlich mit seinem starken Zug zum Korb, ist aber auch in der Lage trotz mittelmäßiger Athletik schwierige Korbleger mit rechts wie mit links zu treffen.

Zudem wird manchmal (aber eher selten) das Pick & Roll mit Nachbar als Ballführer als Ausstieg aus dem Set Play gewählt. Dies soll einen offenen Wurf für den Scharfschützen auf der 4 bezwecken. Zudem ist es für viele Vierer ungewohnt, gegen Blöcke am Ballführer zu verteidigen. Jedoch ist das meistens nicht die absolute Wunschoption von Chris Fleming.

Bayreuth muss versuchen, die Intensität in der Defense, die zum Teil gegen die Dragons schon sehr gut war, hochzuhalten und sich um jeden Block zu kämpfen. Auch abseits des Balles muss man zusehen, dass man den Schützen keine Räume gibt. Dafür muss das Verhindern von Penetration Priorität haben.

Chance:

Das Gute ist, dass Bamberg im Backcourt nicht die klassischen Athleten hat, abgesehen vom recht flinken Renfroe. Bayreuth hat mit Bailey, Hamilton und Wyrick eigentlich probate Verteidiger auf der 1-3, denen es zuzutrauen ist, ihre Gegenspieler zu ärgern. Man muss aber eben auch zusehen, dass die Teamdefense funktioniert und dass ein Cain und ein McGhee agiler auftreten.

III. Fastbreak:

Bamberg ist ein solides Fastbreak-Team. Sie haben mit Ford und Ogilvy zwei lange Spieler, die ggf. den Fastbreak mitlaufen können sowie mit Renfroe einen Flinken Einser, zum Korb ziehen kann, aber auch das Transition Pick & Roll spielen kann. Zudem sind Jacobsen und Nachbar als Trailer (= nachkommende Spieler in der 2. Welle) zu beachten. Beide sollte man im Umschalten von Angriff auf Defense besser im Auge behalten. Bamberg ist zwar nicht prädistiniert für das Fastbreak, aber gerade die Tatsache, dass sie zwei schnelle große Spieler haben, die den Fastbreak mitlaufen können, sowie einen guten Passer wie Renfroe, aber auch Gavel und Jacobsen, macht sie immer mal wieder gefährlich.

2. Defense:

Bamberg verteidigt sowohl Mann-Mann als auch Zone. Sie doppeln zwar nicht aggressiv fullcourt, aber sie haben durchaus Kletten, die nerven können. Gavel, der Defensive Player of the Year 2011/2012, ist da natürlich zu nennen mit seiner starken Beinarbeit und Hartnäckigkeit. Ebenso aber auch Renfroe, der sehr flinke Finger hat und in seinen sechs Partien bislang auf 2,0 Steals pro Spiel kam, was Ligabestwert derzeit ist. Zudem ist Sharrod Ford ein starker Helferverteidiger, weil er nicht nur durch seine langen Arme Würfe blocken kann, sondern auch seinem Mann steht. Ähnliches gilt für Neumann, der natürlich noch nicht so erfahren ist, aber trotzdem einen guten Job macht für sein Alter in meinen Augen.

Bei der Pick & Roll-Defense vertraut Bamberg oft darauf, dass sie mit ihren kleinen Spielern um die Blöcke kommen und lassen den Bigman dann etwas absinken. Allerdings ist gerade das Pick & Roll gegen Nachbar eine kleine Schwachstelle in der Bamberger Verteidigung. Dazu kommt noch Ogilvy, der zwar hart verteidigt, aber auch viel auf Kosten eines Fouls (2,8 Fouls in 14 Minuten Einsatzzeit). Also gegen Nachbar und Ogilvy kann man das Pick & Roll mal öfter ausprobieren, denke ich. Außerdem ist es keine schlechte Idee, Jacobsen um Blöcke laufen zu lassen, damit dieser vielleicht müde gelaufen wird. Er muss sehr viel schon in der Offense laufen, dann kann man ihn in der Defense auch nochmal beschäftigen.

Die Defense war in den vergangenen Jahren immer das große Steckenpferd für Fleming. Dieses Jahr kommt sie noch nicht so ins Rollen, allerdings war gegen Ulm eine starke Tendenz nach oben erkennbar. Bayreuth muss selbstbewusst auftreten, vermeintliche kleine Schwachstellen ausnutzen.

3. Zahlen:

#1 Dreier (40%)
#2 Field Goals (48%)
#3 Freiwürfe (79%)
#8 Rebounds
– #2 Defensivrebounds
– #15 Offensivrebounds
#2 Turnover (zweitwenigsten)

Advanced Stats:

#1 Punkte pro Angriff
#6 Gegenpunkte pro Angriff des Gegners (#1 am wenigsten, #18 am meisten)
#8 Pace

–> Bamberg steht von den durchschnittlichen Werten pro Spiel zwar gut dar, was Defensivrebounding (DRB%) betrifft, jedoch sprechen die advdanced stats da eine andere Sprache. Dort stehen sie an 10. Stelle (Bayreuth bei ORB% an 1.) . DRB% sagt aus, wie viel Prozent aller verfügbaren Rebounds ein Team für sich verzeichnet. Wobei hier angemerkt sei, dass das etwas vage zu sein scheint, denn Bamberg steht auch beim ORB% nur an 13. Stelle, kommt aber irgendwie beim prozentualen Gesamtrebounding an 6. Stelle schon… Naja, nichtsdestotrotz hatte Bamberg in der Vergangenheit Defensivreboundingschwächen offenbewahrt. Besonders ein Nachbar, der zwar offensiv als Stretching Four extrem wichtig ist und die Würfe aus dem Set Play oder aus dem Spot-up stark trifft, allerdings holt er nur 3,6 Rebounds im Schnitt, was für einen Vierer recht mau ist. Hier muss Bayreuth einen Vorteil raus ziehen. Je mehr Angriffe man Bamberg erlaubt, desto härter ist es, denn sie spielen sehr organisiert (zweitwenigste Turnover), mit vielen Blöcken und sind in der Lage, Fehler sofort abzustrafen (extrem gute Trefferquote aus dem Feld).

4. Fazit:

Normal kaum eine Chance für Bayreuth, jedoch gilt es, vor eigenen Fans eine Trotzreaktion zu zeigen und das Spiel so lange wie möglich offen zu halten. Möglich ist das, wenn man auf die in Teilen harte Fullcourt-Defense aus dem Dragons-Spiel anknüpfen kann. Zudem muss man die Bamberger Defense einfach deutlich mehr fordern, selbst Fastbreaks initiieren und selbstbewusst auftreten. Planloses Ballgeschiebe wird gegen Bamberg abgestraft.


Aktionen

Information

Hinterlasse einen Kommentar